Als Pferdewirtin sehe ich häufig, dass zwischen Reiter und/oder Besitzer und seinem Pferd eine ,,Fehlkommunikation‘‘ stattfindet.
Diese spiegelt sich im Verhalten des Pferdes wieder. Hier entsteht Abgestumpftheit, furchtsames Verhalten oder auch erlerntes unerwünschtes Verhalten.
Häufig werden diese Verhaltensweisen vom Menschen unwissend falsch gedeutet und es entstehen Missverständnisse.
Die meisten Pferdebesitzer wollen für ihr Pferd nur ,,das Beste‘‘. Sie denken, dass sie wüssten, was das Pferd in manchen Momenten empfindet, gehen dabei aber von ihrem eigenen Standpunkt aus.
Hier entsteht die Gefahr der Vermenschlichung und das Gefühl für das natürliche Verhalten des Pferdes geht verloren.
Besonders wenn es um die ersten Schritte mit einem jungen Pferd geht, spielt die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch eine große und entscheidende Rolle, denn hier werden die Grundlagen des Reitpferdes gelegt. Dabei spielt es keine Rolle ob vom Boden oder vom Sattel aus.
Häufig sehe ich hier Probleme beim Miteinander, zum Beispiel beim ersten Aufsteigen oder ersten Longieren, welches beides oft mit mehreren Helfern passiert.
Das Pferd weiß meist nicht wie ihm geschieht und ist mit der Situation überfordert, weil nicht genügend Vorarbeit und Kommunikation stattgefunden hat, denn diese würden weitere Zeit in Anspruch nehmen.
Für das Pferd passiert das Anreiten in diesem Moment nebenbei und es hat nicht die Möglichkeit, auf einen Menschen als Reizgeber zu achten und Vertrauen zu ihm aufzubauen.
Es entstehen die ersten Probleme und Konflikte zwischen Mensch und Pferd, wie z.B. das Ausbrechen an der Longe oder das Buckeln unter dem Reiter.
Reaktionen des Pferdes, die nur darauf abzielen, sich aus der Situation zu befreien und dem Druck, der durch den Schenkel und das Gewicht des Reiters oder durch den Zug an der Longe entsteht, zu entkommen.
Aufgrund von fehlendem Verständnis für die Reaktionen des Pferdes versuchen viele Reiter sich mit noch mehr Druck und Frust den Situationen zu stellen und das Pferd zu ,,bändigen‘‘.
Das Pferd wird diese Momente mit einer negativen Empfindung abspeichern, welche sich durch das ganze Pferdeleben ziehen kann.
Das ist kein solider Start.
Leider sind diese Situationen keine Einzelfälle. Das zeigt mir immer wieder, dass bei vielen Reitern Aufklärungsbedarf besteht bezüglich des Umgangs und Trainings eines jungen Pferdes.
Aufgrund der oben beschriebenen Beobachtungen, wird mein Training die Vorbereitung des jungen Pferdes am Boden beinhalten sowie die ersten Schritte die auf das eigentliche ,,Anreiten‘‘ abzielen.
In meinem Training werde ich mit Tabby, einem ca. 4 Jahre jungen Pony arbeiten. Er wird mir zur Verfügung gestellt und steht in einem Aktivstall in einer Herde von ca.15 Pferden.
Er kam auf diesem Hof zur Welt und stand anschließend nach dem Absetzen 2 Jahre lang auf einer Weide zur Aufzucht. Seine genaue Abstammung ist unbekannt (Mutterstute war beim Kauf bereits tragend).
Im Aktivstall genießt er das Herdenleben. Die natürlichen Bedürfnisse eines Pferdes werden erfüllt (Sozialverhalten, Bewegung, Ruheverhalten, Futter- und Wasseraufnahme).
Dazu stehen zwei große Heuraufen, eine Liegefläche mit Stroh, sowie eine Futterstation (Kraftfutter) und genügend Lauffläche zur Verfügung. Außerdem eine angrenzende große Sommerweide, zu der die Herde im Sommer jeden Tag freien Zugang hat.
Die Pferde haben dauerhaft Zugang zu frischem Wasser durch eine Tränke, welche selbst nachläuft.
Mir ist bekannt, dass Tabby sehr früh das Fohlen-ABC erlernte sowie den Umgang und Kontakt mit dem Menschen.
Schon da zeigte er sich sehr aufnahmefähig und lernte schnell neue Signale oder Reize zu verstehen und in Reaktionen umzusetzen.
Auch nach seinem langen Aufenthalt auf der Weide suchte er immer Kontakt zum Menschen und zeigte sich immer mit großer Neugier gegenüber neuen Dingen.
Bis heute hat sich daran nicht viel geändert.
Aufgrund der oben beschriebenen Persönlichkeitsmerkmale ordne ich Tabby einem extrovertierten Typ zu.
Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er einen aktiven Austausch mit der Umwelt anstrebt und sich dabei am wohlsten fühlt.
Eine positive Grundeigenschaft eines extrovertierten Temperaments ist die ausgeprägte Neugier.
Dieses Verhalten gilt es, im Training aufzunehmen und zu nutzen. Auf der anderen Seite werde ich versuchen, Merkmale, die diesem Ziel im Wege stehen, wie Skepsis und überhöhte Ängstlichkeit, durch ein zielgerichtetes Training zu beeinflussen.
Tabby wird regelmäßig entwurmt und geimpft sowie dem Hufschmied vorgestellt.
Weitere Behandlungen / Erkrankungen sind nicht bekannt.
Im Training mit Tabby stehen eine solide Grundausbildung sowie der Aufbau von Vertrauen und Motivation im Vordergrund.
Dies geschieht vorerst vom Boden aus, um es anschließend auf den Sattel bzw. Reiter übertragen zu können.
Tabby soll lernen, dass die menschlichen Signale eine Bedeutung haben. Ein Weichen vom Druck des Menschen wird immer belohnt durch Drucknachlass. Damit erfährt er das Grundprinzip von guter Führung und Wichtigkeit der menschlichen Signale.
Ich habe Tabby bereits einige Male im Roundpen bewegt. Hierbei ist mir sein vermehrtes Kopfschlagen aufgefallen, welches er unter sehr viel Spannung und Bewegung tut.
Dieses Verhalten zeigt er allerdings nur, sobald ich ihn von mir weg schicke.
Während der Freiarbeit versucht er oft einen Weg zu finden, um zu mir in die Mitte zu gelangen um dort Pause zu machen und sich zu entspannen.
In meinem Training möchte ich daran arbeiten, dass Tabby seine Spannung und den damit verbundenen Stress außerhalb der Mitte des Roundpens verliert und keine Übersprungshandlung zum Stressabbau (Kopfschlagen) mehr zeigt.
Durch das frühe Erlernen des Fohlen ABC kennt Tabby bereits einige Grundlagen, auf die ich in meinem Training bzw. in der Ausbildung sehr gut aufbauen kann.
Ich möchte auf die oben genannten Ziele hinarbeiten, indem ich mit gezielter Habituation und Sensibilisierung eine gute Horsemanship und Leadership erreichen möchte.
Durch Tabbys ausgeprägte Neugier kann ich ihn gut zur Mitarbeit motivieren und ihn gut mit neuen Signalen oder Dingen bekannt machen.
Besonders wichtig ist es mir Tabby zu vermitteln, dass die Arbeit mit dem Menschen keinen Stress mit sich bringt. Daher werde ich das Training mit kurzen Lernsequenzen und darauf folgenden kurze belohnende Sequenzen aufbauen, besonders im Hinblick auf die Übersprungshandlung.
In diesem Kapitel möchte ich einige Begriffe und deren Zusammenhänge erklären, welche Bestandteil dieser Facharbeit sind.
Durch gute Beobachtungsgabe und durch ein gutes eigenes Körpergefühl können wir es schaffen, uns auf einer gemeinsamen Verständigungsebene und über sehr feine Signale mit dem Pferd zu unterhalten.
Das Pferd reagiert seiner Natur nach auf sehr feine Reize. Wenn wir also wollen, dass es in uns einen Reizgeber sieht, der wichtige Informationen transportiert, müssen wir uns eher mit weniger Reizen verständlich machen, als mit zu vielen.
Um fein kommunizieren zu können, müssen wir uns der Signale, die wir senden, bewusst werden.
Wir müssen als Mensch danach streben, unsere Kommunikationsform gegenüber dem Pferd zu schulen und sich in dieser Beziehung anzupassen und dazuzulernen. Dazu gehört, unsere Wahrnehmung und Achtsamkeit gegenüber dem Verhalten des Pferdes, seiner Körpersprache und damit seiner Befindlichkeiten zu verbessern.
Doch wie hängen nun ,,Kommunikation‘‘ und ,,Motivation‘‘ zusammen?
Das Ziel der guten Reiterei ist immer, möglichst ohne viel Druck zu reiten. Das Pferd muss in der physischen und psychischen Verfassung sein, die Signale aufzunehmen und zu verstehen, und es muss motiviert sein, sie – im Sinne des Menschen – richtig umzusetzen.
Motivation ist einer der wichtigsten Grundsteine des Lernens. Besonders in den ersten Ausbildungsschritten erleichtert sie uns das Beibringen von neuen Signalen oder Reizen.
,,Nur ein Pferd, das weiß, wofür es ein bestimmtes Verhalten zeigt, wird dieses Verhalten auch gerne und auf feine Signale hin immer wieder zeigen‘‘.
(Vivian Gabor, S.78)
Immer wenn das Pferd ein bestimmtes Verhalten mit einem positiven Ausgang verknüpft, wird es dieses Verhalten vermehrt zeigen.
Auf der anderen Seite wird es auch motiviert sein, ein Verhalten, welches mit einer negativen Konsequenz behaftet ist (Schmerz oder Stress), zu vermeiden.
Das Pferd kann im Vorfeld nicht wissen, was sich der Mensch von ihm für Reaktionen wünscht.
Also liegt es an uns, darauf zu achten, dass das Pferd genau zu den Verhaltensweisen motiviert ist, die wir als richtig empfinden.
In der Pferdeherde bestehen die guten sozialen Verhältnisse aus Respekt und Vertrauen. Das Vertrauen resultiert aus dem guten und ausgewogenen Respektsverhältnis.
Daher sollten wir in der Signalgebung und der Einstellung gegenüber dem Pferd immer Klarheit an den Tag legen.
Der Mensch kann gegenüber dem Pferd Souveränität und Kompetenz ausstrahlen, indem er in seiner Konsequenz abschätzbar ist, also immer nach einem gleichen Muster handelt. Nur das richtige Verhalten wird belohnt.
Wenn das Pferd sich auf die Wiederholbarkeit unserer Handlungen verlassen kann, die Grenzen klar definiert sind, wird es aus Respekt diese einhalten und aus Vertrauen und Motivation heraus seine Aufgaben erfüllen.
,,Denn es weiß, wofür es diese Reaktion zeigt: für ein absehbares Lob und dafür, dass der Mensch als Leitfigur auf es Acht gibt und ihm Schutz gewährt‘‘.
(Vivian Gabor, S.100)
Vertrauen ist eine positive Erwartungshaltung, die sich auf positive Erfahrungen aufbaut.
Habituation bedeutet Gewöhnung.
Hierbei bewirkt ein Reiz eine Verhaltensänderung bzw. eine Veränderung der Reaktionsbereitschaft nur dadurch, dass er sich wiederholt. Die Reaktion auf einen Reiz sinkt.
Dies ist ein Schutzmechanismus des Organismus, um relevante von irrelevanten Informationen herauszufiltern.
Alle Reize, die zu keiner Konsequenz führen, werden als uninformativ eingeordnet.
Wenn ein Pferd kaum noch auf die treibende Hilfe des Schenkels reagiert, ist das eine Form von Gewöhnung, welche in diesem Fall zur Abgestumpftheit führt.
Auf der anderen Seite können wir das Pferd so an Objekte, Situationen oder auch an das menschliche Verhalten gewöhnen, z.B. beim Anreiten des Pferdes, wenn es das erste Mal an den Sattel gewöhnt wird.
Wie schnell ein Pferd sich an einen Reiz gewöhnt, kommt auf die Art und Intensität der Reizsetzung, die Häufigkeit und das Timing des Reizgebers an.
Die Sensibilisierung ist das Gegenteil der Habituation.
Die Reaktion auf einen Reiz wird verstärkt. (Verfeinerung der Hilfen, Steigerung der Reaktivität)
,,Wenn die Reizstärke sinkt, dabei aber die gleiche Reaktion hervorgerufen wird, oder auf den gleichen Reiz eine höhere Reaktion folgt, spricht man von Sensibilisierung auf einen bestimmten Reiz‘‘.
(Vivian Gabor, S.56)
Wir wollen, dass das Pferd einen bestimmten Reiz als relevant einstuft bzw. dass es abspeichert, dass genau dieser Reiz eine bestimmte Bedeutung hat.
Dazu muss er von uns als Reizgeber so gegeben werden, dass auf jeden Fall eine Reaktion erfolgt.
Horsemanship ist keine Methode. Es bezeichnet eine harmonische Partnerschaft, bei der sich Mensch und Pferd Respekt und Vertrauen entgegenbringen, und sich durch feine Signale verständigen können.
Leadership bedeutet Führung. Der Mensch sollte für das Pferd eine Leitfigur sein. Führung bedeutet eine ständige Begleitung, keine ständige Kontrolle! Die Führungskraft ist steuernd und richtungsweisend. Eine gute Leadership beinhaltet Techniken, die zur Kooperation und Kommunikation beitragen.
Dieser Reflex ist ein angeborener Reflex (angeborener Überlebensreflex) der ohne Überlegung spontan ausgeführt wird.
Die Schwelle, wann dieser Reflex ausgelöst wird, ist von Pferd zu Pferd verschieden. Manche ertragen viel Druck, bevor sie mit Gegendruck antworten, andere nur sehr wenig.
Wenn man zu schnell und zu hart vorgeht, wird man schnell an diese Schwelle stoßen.
Die gewöhnliche Reaktion der Reiter ist dann meistens, noch mehr zu fordern und härter vorzugehen, um den Gegendruck zu durchbrechen. Dies ist mit sehr viel Stress verbunden und kann für alle Beteiligten gefährlich enden. Denn Pferde, die meinen, sich wehren zu müssen und in Panik geraten, achten weder auf sich selbst noch auf andere.
Ungefährlicher und stressfreier ist es, wenn man die Lektionen in kleinere Schritte aufteilt und jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung belohnt. Dann hat das Pferd die Möglichkeit, den Menschen zu verstehen und zu lernen, was es tun soll, ohne sich wehren zu müssen.
Man kann Pferde natürlich auch daran gewöhnen, viel Druck zu ertragen. Dann wird man diesen Druck jedoch auch immer brauchen und nie ein fein reagierendes Pferd erhalten.
Ziel ist es ja, dass das Pferd auf kleinste Hilfen und Signale hin reagiert.
Daher ist es so wichtig, dass das Pferd sehr früh lernt, auf Druck nicht instinktiv mit Gegendruck zu antworten, sondern ein Weichen vom Druck des Menschen immer belohnt wird durch Drucknachlass. (siehe hierzu auch Seite 3)
Erst wenn das Pferd gelernt hat, auf Druck hin zu weichen, ist es offen für neue Informationen.
,,Der kluge Reiter gibt zum richtigen Zeitpunkt mit seinen Hilfen nach‘‘.
(Unbekannt)
Aus den beschriebenen Beobachtungen zum Ist-Stand in den vorherigen Kapiteln, ergeben sich für mich folgende Nah-, Teil- und Fernziele für das Training mit Tabby:
Nahziele:
Teilziele:
Fernziele:
Im folgenden Trainingsplan werde ich Übungen bzw. Vorgehensweisen erläutern um die oben genannten Ziele zu erreichen.
In den folgenden Kapiteln werde ich anschließend noch genauer auf einige Übungen, Vorgehensweisen und im Trainingsplan genannte Fachbegriffe eingehen und diese erklären.
Da jedes Pferdetraining sehr individuell ist und nicht immer alles vorhersehbar ist, werde ich mir keinen genauen zeitlichen Rahmen setzen, sondern eine Einschätzung der benötigten Einheiten abgeben.
Der Trainingsplan ist vorläufig und beinhaltet auch die Fernziele.
Training: Aufbau und Weiterentwicklung von konditionellen Leistungen sowie Anpassung an Leistungsanforderungen
Ausbildung: Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten
Übungen / Vorgehensweise
Ziel / gewünschter Fortschritt
Einschätzung des zeitlichen Rahmens / Einheiten
4 - 5 Einheiten
4 - 5 Einheiten
3 - 4 Einheiten
4 - 5 Einheiten
3 - 4 Einheiten
4 - 5 Einheiten
Auf dem Betrieb, wo das Training stattfindet und Tabby untergebracht ist, stehen mir eine große Halle, ein Roundpen und viel Ausreitgelände zur Verfügung.
Außerdem auch Stangen und Pylonen sowie Objekte, die gut zur Habituation eingesetzt werden können wie z.B. eine Plane oder eine Tüte.
Den Großteil des Trainings werde ich auf den Roundpen (18m Durchmesser) beschränken, da dies am Anfang einfacher ist.
Hier kann man besonders gut neue Dinge zeigen, wenn das Pferd diesen Ort als angenehm empfindet und ihn mit Entspannung und Lob verbindet.
Der Roundpen ist sehr stabil eingezäunt und ermöglicht den Blick nach draußen.
So entsteht keine Enge.
Innerhalb dieses Zirkels ist eine mögliche Flucht des Jungpferdes einfacher zu handhaben, da es nicht die Möglichkeit hat, geradeaus zu rennen und Geschwindigkeit aufzunehmen. Außerdem ist es einfacher, das Pferd in Bewegung zu halten da es sich nicht in eine Ecke stellen kann.
Anders ist das in der großen Halle (20x40m).
Hier hat das Pferd die Möglichkeit, eine längere Strecke geradeaus zu rennen und somit Geschwindigkeit aufzunehmen. Das kann für Mensch und Pferd gefährlich werden.
Daher wäre die Halle die nächste Herausforderung, sobald das Jungpferd den Reiter im Roundpen gut akzeptiert und seine Signale verstanden hat, sowohl vom Boden als auch vom Sattel aus.
Im Training mit Tabby benutze ich verschiedene Ausrüstungsgegenstände.
Meine Entscheidung richtet sich immer danach, was ich in der Einheit erarbeiten möchte.
Häufig verwende ich einen Equizaum und ein langes Bodenarbeitsseil, sowie eine Bogenpeitsche oder eine Dressurgerte. Je nachdem, welche Übung ich erarbeiten oder trainieren möchte.
Der Equizaum ist sehr gut geeignet, da ich hier viele verschiedene Möglichkeiten der Verwendung habe. Ich kann ihn als Kappzaum, Halfter oder Sidepull benutzen. Auch als Trense könnte man ihn verschnallen. Diese Funktion benötige ich allerdings nicht.
Für eine kleine Bodenarbeitseinheit verwende ich auch gerne ein Knotenhalfter um feine Signale geben zu können.
Desweiteren habe ich für Tabby einen Westernsattel und einen baumlosen Sattel zur Verfügung, sowie natürlich ein Pad.
Für das Fahren vom Boden aus verwende ich einen speziellen Equizügel, der als Langzügel oder Doppellonge verschnallt werden kann.
Ich gliedere eine Einheit in drei Phasen. Zu Beginn steht die Lösungsphase, darauf folgt die Arbeitsphase und beendet wird die Einheit mit der Erholungsphase.
In der Lösungsphase gebe ich dem Pferd im Schritt ausreichend Zeit, um seine Muskulatur aufzuwärmen. Auch die Gelenke, Sehnen und Bänder müssen erst geschmeidig werden. Besonders die Gelenke erreichen erst nach einiger Zeit der Bewegung ihre volle Elastizität.
Für die Psyche des Pferdes ist die Phase ebenfalls von Bedeutung, da es sich auf den Menschen und die Umgebung einstellen kann.
Nur ein Pferd, das innerlich und äußerlich relativ entspannt ist, kann zu seiner vollen Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit kommen. Daher ist das Erreichen der Losgelassenheit das wesentliche Ziel der Lösungsphase.
(Richtlinien für Reiten und Fahren - Band 1, S.111)
Takt und Losgelassenheit, die ersten Punkte der Ausbildungsskala, stehen hier im Vordergrund.
Zu Beginn lasse ich das Pferd nur Schritt gehen und beginne mit lösenden, bereits bekannten Übungen. Anschließend löse ich das Pferd im Trab und rufe auch hier die Übungen ab. (siehe 6.3.2)
In der Arbeitsphase knüpfe ich an die Übungen aus der Lösungsphase an, und erarbeite mir weitere Teilschritte. Währenddessen überprüfe ich immer wieder die Losgelassenheit.
Ich lobe jeden kleinen Fortschritt und gebe dem Pferd immer wieder Pausen zwischendurch, um die Motivation, Konzentration und somit auch das Lernen aufrecht zu erhalten.
Um Fortschritte innerhalb der Übungen zu erreichen, setze ich Trainingsreize. Dabei erhöhe ich langsam meine Anforderungen an eine bestimmte Übung oder an einen bestimmten Teilschritt. Hierbei achte ich sehr darauf, dass der Abschluss immer positiv ist.
! Die Anordnung der Übungen folgt dem Prinzip ,,vom Leichten zum Schweren‘‘ und ,,vom Bekannten zum Unbekannten‘‘. Erst wenn das Teillernziel einer Übung erreicht ist, gehe ich zur nächsten über. !
Am Ende einer Einheit steht die Erholungs- und Entspannungsphase.
Hier überprüfe ich noch einmal die Losgelassenheit des Pferdes anhand ihrer Merkmale, wie z.B. das Abschnauben des Pferdes. Dies geschieht zuerst im ruhigen Trab und anschließend in einer längeren Schrittphase, in der sich die Atmung wieder beruhigen soll.
Das Pferd sollte Zufriedenheit und Gelassenheit ausstrahlen.
Die Dauer der Einheit mache ich davon abhängig, wie Training und Fortschritte laufen und wie Tabbys Konzentration ist. Ich möchte ihn auf keinen Fall überfordern. Meistens sind es zwischen 20 und 30 Minuten pro Einheit mit mehreren kleinen Pausen.
Die Zeitabstände zwischen den Einheiten sind unterschiedlich. Mal ist ein Tag Pause dazwischen, mal zwei Tage. Für ein junges Pferd sind Pausen sehr wichtig, um das gelernte zu verarbeiten und abzuspeichern. Daher mache ich mir nie Zeitdruck.
Hier möchte ich nun genauer auf einige meiner Übungen und das Training, mit Bezug auf meine Ziele und die Begriffe der Sachanalyse, eingehen.
Diese Übung ist die Steigerung der Vorübung ,,Seitwärts-auf-mich-zu‘‘.
Ich möchte Tabby zeigen, dass ich auch aus einer höheren Position bzw. über ihm agiere und er sich davor nicht fürchten muss. Somit ist diese Übung der erste Schritt in Richtung ,,Anreiten‘‘.
Durch diese Übung ist Tabby aktiv an dem Prozess des Aufsteigens beteiligt, statt passiv etwas aushalten zu müssen.
Im weiteren Training mit Tabby werde ich immer wieder die bereits erlernten Übungen aufgreifen und sie steigern, d.h. ich werde immer wieder neue Trainingsreize setzen. (Bei einigen Übungen in 6.3.2 gehe ich bereits auf eine Steigerung ein.)
Desweiteren werde ich das Training nicht nur auf die Halle oder den Roundpen beschränken, sondern auch das Gelände nutzen.
Besonders in Bezug auf die Übersprungshandlung, zeigt Tabby deutliche Verbesserungen durch die kurzen Lern- und Belohnungssequenzen.
Dadurch verbindet er die Arbeit außerhalb der Mitte des Roundpens nicht mehr mit Stress und kommuniziert aktiv mit mir, indem er von selbst die Vorwärts-Abwärts-Haltung einnimmt.
Tabby hat schnell das Prinzip des Druckweichens verstanden. So konnte ich während der Übungen und des Trainings gut darauf aufbauen und immer wieder neue kleine Trainingsreize setzen.
Mein Fazit zu diesem ganzen Training aus dieser Facharbeit ist, dass sich dieser Weg der Pferdeausbildung deutlich mehr lohnt und für das Pferd angenehmer und verständlicher ist.
So können gute Grundlagen gelegt werden.
Das Pferd bekommt die Möglichkeit, mit uns als Menschen zu kommunizieren und wichtige Momente als positiv abzuspeichern. Das erleichtert die weitere Ausbildung des Pferdes. Sie wird wesentlich stressfreier stattfinden für Pferd und Mensch.
Vivian Gabor (2017): Mensch und Pferd auf Augenhöhe – Pferdegerecht kommunizieren
Vivian Gabor (2018): Vom Wildpferd zum Reitpferd – Meine Begegnung mit einem Mustang
Alfonso Aguilar (2004): Wie Pferde lernen wollen – Bodenarbeit, Erziehung und Reiten
Deutsche Reiterliche Vereinigung FN (2012): Grundausbildung für Reiter und Pferd Band 1
Lehrgangsmaterial Pferdeverhaltenstrainer (2018/2019): Skripte Module 2, 3 und 4
Abbildung Seite 6: Aus dem Internet (ocean-of-life.it)
Abbildungen Seite 10: Aus dem Internet (ivk-menschundpferd.com)
(horseability.de)
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Die Stellen der Facharbeit, die anderen Quellen im Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen wurden, sind durch Angaben der Herkunft kenntlich gemacht.
Dies gilt auch für bildliche Darstellungen sowie für Quellen aus dem Internet.
Lea Dietrich
Harste, den 3.05.2019